Flächendeckendes Hochgeschwindigkeits-Internet für den Kreis Fulda in Sicht

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Veröffentlicht im März 2016 im IHK-Magazin mit freundlicher Genehmigung von www.ihk-fulda.de.

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Flächendeckendes Hochgeschwindigkeits-Internet für den Kreis Fulda in Sicht

Es gibt nur wenige ländliche Regionen in Deutschland, die mit derart vielfältigen Breitbandinitiativen wie der Landkreis Fulda punkten können. WRF sprach mit den Hauptprotagonisten:
Landrat Bernd Woide, Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Eichenzells Bürgermeister Dieter Kolb.

Herr Landrat, Sie haben vor fünf Jahren den Breitbandausbau in der Region Fulda zur Chefsache erklärt. Wie sieht Ihre bisherige Bilanz aus?
Bernd Woide: Wir haben im Jahr 2013 unsere Breitbandinitiative für eine Internetversorgung mit bis zu 50 Megabyte pro Sekunde gestartet. Inzwischen hat die RhönEnergie Fulda die Gemeinden Flieden, Hofbieber, Dip-perz und Künzell-Dietershausen komplett ausgebaut. Hosenfeld, Nüsttal, Ebersburg, Eiterfeld, Rasdorf, Poppenhausen und Gersfeld sind bereits teilweise angebunden beziehungsweise im Ausbau. Im Ulstertal hat das Überlandwerk Rhön in Kooperation mit der RhönEnergie Fulda Glasfaser verlegt. In den anderen Städten und Gemeinden unserer Region hat sich die Telekom beim Breitbandausbau engagiert. Das Gesamtergebnis, zu dem ich auch den Eigenbetrieb Breitband in Eichenzell zähle, ist für den Bürger und die Unternehmen in der Region positiv.

Aber es gibt nach wie vor Regionen im Kreis, für die große Bandbreiten noch ein Wunschtraum sind?
Bernd Woide: Um den Unternehmen und der Bevölkerung sowohl in Stadtnähe als auch im ländlichen Raum wettbewerbsfähige und attraktive Standorte bieten zu können, wollen wir die Lücken
in der Breitbandversorgung mit Hilfe des Bundesförderprogramms schließen. Ziel ist es, bis zum Jahr 2018 eine flächendeckende Breitbandversorgung für alle kreisangehörigen Kommunen mit möglichst 50 Megabyte pro Sekunde und mehr umzusetzen. Die Chancen dafür stehen gut. In diesem Jahr haben wir drei Millionen Euro für die Breitband-Initiative in den Haushalt eingestellt.

Herr Oberbürgermeister, die Stadt Fulda unterhält ein eigenes City-Netz, mit dem Unternehmen ihre Standorte innerhalb des Stadtgebietes vernetzen können. Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Dr. Heiko Wingenfeld: Wir haben schon vor 20 Jahren damit begonnen, bei Tiefbauarbeiten ein städtisches Leerrohrsystem zu installieren. Was zunächst eigentlich für die zentrale Ampelsteuerung gedacht war, wurde schließlich auch auf die städtischen Liegenschaften und Schulen in der Stadt ausgeweitet. Seit dem Jahr 2009 wird dieses „City-Netz“ auch Unternehmen für die Vernetzung ihrer Standorte innerhalb der Stadt zur Verfügung gestellt. Betreiber des City-Netzes ist die ITZGmbH. Inzwischen ist ein Glasfasernetz mit mehr als 60 Kilometern Länge entstanden. Die Netzknoten befinden sich im Stadtschloss.

Welche Vorteile bringt das City-Netz heimischen Unternehmen beziehungsweise wird es in Zukunft bringen?
Dr. Heiko Wingenfeld: Die Glasfaserstrecken erlauben den Unternehmen schon jetzt Anschlüsse mit einer Bandbreite bis zu zehn Gigabit. Und das Netz wächst weiter. In enger Zusammenarbeit
mit der Rhönenergie werden zum Beispiel unsere Gewerbegebiete sukzessive abgeschlossen. Dadurch, dass wir die kommunalen Ressourcen hier zu einem Fuldaer Modell bündeln, können wir auch preislich sehr günstige Lösungen anbieten. Aber nicht nur Unternehmen, auch Arztpraxen nutzen das City-Netz, um sich zum Beispiel mit den Fuldaer Kliniken zu vernetzen.

Herr Bürgermeister Kolb, Eichenzell hat 2012 damit begonnen, das nach eigenen Aussagen modernste Netz Deutschlands aufzubauen. Sind Sie mit den bislang erzielten Ergebnissen zufrieden?
Dieter Kolb: Trotz vieler skeptischer Einwände ist es uns in den vergangenen Jahren gelungen, mehr als 2000 Haushalte und insbesondere eine Vielzahl von Gewerbebetrieben direkt an das Glasfasernetz des Eigenbetriebes anzuschließen. Damit haben wir die Attraktivität des Wohn- und Gewerbestandorts Eichenzell deutlich verbessert. Das aktuelle Topprodukt unseres Betreibers,
der Firma Rhönnet, ermöglicht Privatkunden einen Anschluss mit 1000 Megabyte pro Sekunde im Download und 100 im Upload. Gewerbekunden können je nach Bedarf individuell höhere Bandbreiten mit entsprechenden Servicelevels bekommen. Stolz sind wir auch auf einen „gelebten“ Open-Access, der Gewerbekunden zurzeit die Möglichkeit bietet, zwischen drei Anbietern zu
wählen. Mit diesen Werten liegen wir tatsächlich bundes- und europaweit an der Spitze.

Haben sich die Anstrengungen der Gemeinde gelohnt?
Dieter Kolb: Das Echo der Bürger und Unternehmen zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben stets großen Wert darauf gelegt, nur dort auszubauen, wo auch eine Anschlussquote
von mindestens 60 Prozent der Bürger erreicht wurde. Dadurch wird der Ausbau für die Gemeinde Eichenzell kostenneutral. Auf der Habenseite bleibt allerdings eine Investition in die Zukunft, wertsteigernd für die Hauseigentümer und zukunftssichernd für die Unternehmen und unsere Gemeinde als Wohn- und Gewerbestandort.

Fragen: Christoph Burkard, www.region-fulda.de