Nägel mit Köpfen: Heiligenstadt startet ins Gigabitzeitalter!

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Aus: Der Marktspiegel03.08.2018 – zum Originalartikel von Nicole Fuchsbauer

 

Die Marktgemeinde Heiligenstadt auf dem Sprung in die Zukunft. Bei der Unterzeichnung des Betreibervertrages (v.l.): Steffen Strott (LAN-Consult, Hamburg), Martin Leybold (Lemka GmbH), Rüdiger Schmidt (Geschäftsleiter Markt Heiligenstadt), die Marktgemeinderäte Bernd Büttner (Bürgernähe) und Monika Schenk Gräfin von Stauffenberg (CSU). Vordere Reihe (v.l.): Johannes Bisping (CEO Bisping & Bisping), 1. Bürgermeister Helmut Krämer, 2. Bürgermeister Hans Göller und MdB Emmi Zeulner (CSU). (Foto: Nicole Fuchsbauer)

REGION (nf) – Für 1. Bürgermeister Helmut Krämer ist es das wichtigste Projekt der vergangenen 15 Jahre: Mit Hilfe von Fördermitteln des Bundes und des Freistaates Bayern ist der Markt Heiligenstadt nun auf dem Weg sich sein eigenes Breitbandnetz aufzubauen. Im historischen Rathaus von Heiligenstadt unterzeichneten heute (im Beisein der Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderates und MdB Emmi Zeulner) 1. Bürgermeister Helmut Krämer und Johannes Bisping, IT-Unternehmer aus Lauf, den Betreibervertrag. Bei den oberfränkischen Clubfans wird Johannes Bisping willkommen sein, ist er doch ehrenamtlich 2. stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender beim 1. FCN.

8,6 Millionen Euro stehen insgesamt für die Infrastruktur Breitband zur Verfügung – 4,88 Millionen Euro Bundesförderung und 900.000 Euro Co-Finanzierungsmittel des Freistaates Bayern. Heiligenstadt hofft auf weitere Mittel aus München, dann könnte die Eigenbelastung der Gemeinde gemildert werden. Für alle 24 Gemeindeteile war die einstimmige Entscheidung des Gemeinderates vor rund zwei Jahren ein Hauptgewinn. Die Glasfaseranschlüsse werden in den Jahren 2019/2020 kostenlos bis in die Häuser verlegt. Helmut Krämer ist heilfroh, dass der ,,lange und steinige Weg über das Scoring-Vefahren mit den anschließenden EU-weiten Ausschreibungen, den Verhandlungen mit Planern und Betreibern nun mit einem guten Vertrag abgeschlossen werden konnte.“ Zwischenzeitlich wird auf Hochtouren an der Planung und Ausschreibung für die Bauleistungen gearbeitet. Der Auftrag für die Feinplanung des Heiligenstadter Netzes wurde an LAN-Consult aus Hamburg vergeben. Das Planungsbüro arbeitet seit einigen Wochen im 77 Quadratkilometer großen Gemeindegebiet an den Plänen bis zu den einzelnen Häusern. 38.000 (!) Bildaufnahmen wurden für die ordentliche Grundplanung angefertigt.

Beim Auswahlverfahren der Betreiber konnte Heiligenstadt aus sechs Bewerbern auswählen. Den Zuschlag als Pächter erhielt Bisping & Bisping aus Lauf an der Pegnitz. Es wurden zwar keine Zahlen preisgegeben, doch sicher ist, dass die Gemeinde eine ordentliche Pacht vom Betreiber bekommen wird. In die Hände spielt dem Markt Heiligenstadt, dass die ehemalige ,,Nato-Leitung“ (von Bamberg nach Grafenwöhr) durchs Gemeindegebiet läuft. Dadurch sind zwei Anschlussmöglichkeiten mit Ringleitung möglich, um eine sichere Verbindung aufzubauen.
Die Marktgemeinde will nun nach der Bauausschreibung im Herbst eine geeignete Firma finden, die 1.327 Haushalte und 150 Unternehmen mit Glasfaser versorgt. In den nächsten zwei Jahren werden 620 Kilometer Glasfaser, davon 74 Kilometer im Tiefbau verlegt.

Im September/Oktober wird es ausführliche Bürgerinformationsveranstaltungen geben (Teuchatz und Hohenpölz). Dort gibt es dann alle wichtigen Infos für Anwohner. Wer während des Förderzeitraumes einsteigt, der spart sich mindestens 2.500 Euro, die für einen nachträglichen Anschluss nötig wären. Wie Susi und Johannes Bisping erklärten, bietet Bisping & Bisping für die Internetnutzer (plus Fernsehen) verschiedenste Pakete an (bis zu 100 Gigabit-Anschlüsse), die sich preislich an den Großen der Branche orientieren werden. Grundsätzlich stehen aber auch Big-Playern wie beispielsweise Telekom oder 1und1 die Glasfasernetze zur Verfügung. Wann und ob diese Unternehmen überhaupt in die kleinteilige Breitbandversorgung einsteigen werden, ist noch fraglich. Möglich ist auch, dass schon während der Bauphase die zuerst angeschlossenen Häuser sofort ans Netz gehen können.
Zusätzlich werden in Heiligenstadt Beratungsstellen von LAN-Consult und Bisping & Bisping eingerichtet. Für die Hausanschlüsse will sich der Betreiber mit den Handwerkern vor Ort zusammentun – diese auch fürs Gigabit-Zeitalter extra schulen.

Martin Leybold (Lemka GmbH) machte darauf aufmerksam, dass eine Nutzungsvereinbarung (geht ab September per Post zu) unterschrieben werden muss. Nur dann ist die Einrichtung eines Anschlusses möglich.

Für Helmut Krämer ist die Versorgung mit Glasfaser und der Anschluss an eine funktionierende, schnelle Datenautobahn für die Entwicklung der Tourismusgemeinde äußerst wichtig. Stolz ist er, dass die Verwaltung mit dem ,,Breitbandpaten“ Rüdiger Schmidt im Rathaus, diese zusätzliche große Aufgabe bisher bravourös gemeistert hat. Sein Dank ging auch an den Gemeinderat für die zukunftsweisenden Beschlüsse. Besonderer Dank an MdB Emmi Zeulner, die mit ihrer Initiative nach Verabschiedung des Bundesförderprogrammes Heiligenstadt so tatkräftig unterstützt hat. Krämer lobte Martin Leybold, der für den technischen Part zuständig ist und Rechtsanwalt Alexander Ruhrmann für die juristische Begleitung.

MdB Emmi Zeulner (die ihre kleine Tochter mitgebracht hatte) betonte: ,,Hier in Heiligenstadt ist ein Bürgermeister, der für eine nachhaltige Lösung entschieden vorangegangen ist. Eine ganz große Herausforderung. Der ländliche Raum ist angewiesen auf die Glasfaser-Zukunft. Zu den Vorteilen wie erschwinglichem Wohnraum, eine exzellente Kinderversorgung oder den Ärzten vor Ort, kommt jetzt bald der Anschluss ans schnelle Internet dazu. Heiligenstadt hat eine Vorreiterrolle übernommen.“ Heiligenstadt ist eine der wenigen Kommunen, die sich ein eigenes Glasfasernetz aufbauen, in dem alle Anwesen einen Anschluss bis ins Haus und damit optimale Bedingungen fürs Gigabitzeitalter bekommen.