Glasfaser bis ins Zelt

Print Friendly, PDF & Email

Die Campingplätze in der Elbmarsch sind wesentlicher Teil des dortigen Wirtschafts- und Gemeindegeschehens. Von den Glasfaseranschlüssen bis zur Parzelle für schnellstes Internet profitieren deshalb nicht nur die Urlauber, sondern auch die Bürger.

Die Campingplätze in Stove und Tespe an der Elbe sind feste Größen für Camper und Kurzurlauber. Die Betreiber ruhen sich auf den gegebenen Vorzügen jedoch nicht aus, sondern denken an das künftige Wohl ihrer Gäste. Norbert Kloodt vom Campingplatz Stover Strand erklärt: „Vor allem der schnelle Internet-Zugang wird immer bedeutender. Wie allerorts gehört die Internet-Nutzung auch im Urlaub zu den täglichen Aktivitäten. Viele Dauergäste sind gar davon abhängig. So brauchen sie etwa bei berufsbezogener Nutzung ein schnelles Internet – ein absoluter Mangel vieler FibretothetenCampingplätze.“ In Tespe und Stove wird nun Glasfasergeschichte geschrieben. Sämtliche Camper, die einen Dienst buchen, kommen in den Genuss einer Breitband- Versorgung mit bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) über Glasfaser bis zur Parzelle – ohne Anschlussgebühr. Diese Chance entstand im Zuge des Projekts Breitband-Ausbau der Samtgemeinde Elbmarsch. „Die ElbKom wurde aus diesem Anlass gegründet“, erläutert Uwe Luhmann, Vorstandsvorsitzender der Elbkom. Als Rechtsform wurde die Anstalt des öffentlichen Rechts gewählt, ermöglicht sie doch der Samtgemeinde Elbmarsch auch Projektaktivitäten in den Nachbargemeinden. „So halten wir uns Zukunftsoptionen offen“, erklärt Luhmann weiter.

Die Campingareale an der Elbe bilden einen nennenswerten Anteil am Wirtschafts- und Gemeindegeschehen. Die Plätze liegen zwar nahe der geplanten Glasfasertrassenführung durch die Gemeinde, ab dort wird das Vorhaben allerdings komplexer. Deshalb holten sich die Projektverantwortlichen mit LAN Consult erfahrene Planer mit ins Boot. Über 20 Kilometer entlang des Elbdeichs erstreckt sich die Samtgemeinde Elbmarsch. Sie galt in Sachen Breitband bis dato als chronisch unterversorgt. Das zwang sie in eine nachteilige Wettbewerbslage, nicht zuletzt deshalb, weil die Wahl des Zuzugs und Verbleibs in eine Gemeinde immer stärker von verfügbaren Bandbreiten abhängt. Zuerst war die Bildung eines interdisziplinären Teams gefordert. „Einstimmig wurde der Arbeitstitel Glasfaser Elbmarsch für das Projekt-Team gefunden“, sagt Samtgemeindebürgermeister Rolf Roth. „Das Team wird von der ElbKom geleitet und besteht neben den Planungsingenieuren von LAN Consult aus dem Provider Pepcom, den Baufachleuten der Firma Fritsche Netzwerktechnik sowie den Betreibern der Campinggelände.“ Der runde Tisch tagt bei Bedarf auch auf den Campingplätzen, um Fragen direkt vor Ort zu klären. Zudem hat der zuständige Projektleiter Martin Dick von LAN Consult in Hamburg seinen Wohnsitz für die Projektdauer nach Marschacht verlegt.

Künftig nutzen die Camper Fibre to the Tent (FTTT – Glasfaser bis ans Zelt). Tatsächlich erhält jede Parzelle einen eigenen Glasfaseranschluss. Der Anschluss auf der Parzelle wurde eigens dafür entwickelt. Er besteht aus einer kleinen Docking-Station im wetterfesten Gehäuse. Von dort führt der Camper ein Glasfaserkabel direkt in sein Wochenendhäuschen oder Zelt, um seinen Router anzuschließen. Bernd Fennekohl, Betreiber des Platzes in Tespe: „Was wir anpacken, wollen wir richtig machen.“ Glasfaser bis zur Parzelle zu legen sei für ihn nicht die Frage. „Daran soll es nicht scheitern. Der Anteil am Gesamtprojekt ist überschaubar – der Nutzen aber immens hoch.“

Die Trassenführungen zu den Plätzen waren schnell definiert. Vom nächstgelegenen Glasfasertechnikstandort (PoP) in Tespe sind es nur 1.500 Meter bis zum dortigen Campinggelände. In Stove befindet sich der PoP ebenfalls in Reichweite. In einem Zug werden mit den Hauptkabeln die Anschlüsse zu den Parzellen verlegt. Das Campingareal ist technisch betrachtet kein jungfräulicher Boden. In verschiedenen Tiefen und Ausrichtungen machen zahlreiche Kabel, Rohre und Leitungen den überirdischen Bewohnern das Leben leichter – nicht aber den ausführenden Tiefbauern. Glasfaserkabel fallen zwar schlank aus, entfalten im großen Bündel aber ein entsprechendes Volumen. In einen örtlichen Verteiler passen bis zu 144 Anschlusskabel der Parzellen bei einer Zuleitung vom PoP. Entsprechend abgewogen wurde die Wahl der Standorte auf den weitläufigen Arealen. Von hier aus wird pro Parzelle ein Kabel zugeführt, denn dort relaxt stets nur
eine Partei – ein Unterschied zur Versorgung im Gemeindegebiet, bei der oftmals mehrere Wohnungen in einem Gebäude zu versorgen sind. Neben den Planungen für ein Fibre-to-the-Tent-Netz soll auf den Campingplätzen und im gesamten Versorgungsgebiet in Drage, Marschacht und Tespe an Punkten öffentlichen Interesses ein freies WLAN-Netz aufgebaut werden.

Das gute Zusammenwirken aller Beteiligten spornt an. So konnte bereits im Juli 2015 der erste Spatenstich in der Gemeinde Tespe erfolgen, der auf reges Interesse bei der Bevölkerung stieß. Denn Nutznießer des Ausbaus sind nicht nur die Urlauber, sondern auch alle Bewohner der Elbmarsch. Mehr als 60 Prozent der unterversorgten Haushalte in der Elbmarsch haben bereits einen Anschluss beantragt – auf den Campingplätzen ist die Nachfrage sogar noch höher. „Das Glasfaserprojekt spricht für die Weitsicht unserer Bürger. Schließlich geht die Bedeutung des Glasfaserausbaus weit über das vielzitierte schnelle Internet hinaus, bietet er doch nachhaltige wirtschaftliche, soziale und infrastrukturelle Verbesserungen“, sagt Rolf Roth, Bürgermeister der Samtgemeinde Elbmarsch. „Was unseren Campingplätzen gut tut, ist auch gut für die Gemeinde. Und wir gehen gemeinsam mit dem Glasfasernetz in die Zukunft. Das ist Erholung pur – und gleichzeitig sind wir stets bestens informiert.“

von Ralf Lemke

Ralf Lemke ist bei LAN Consult Hamburg zuständig für die Pressearbeit.

Quelle: www.kommune21.de mit freundlicher Genehmigung